05.02.2025

"Das Meeting ist eine Erfolgsgeschichte" - Meeting-Gründer Siegfried König, Sportdirektor Alain Blondel und Meeting-Chef Martin Wacker im Gespräch

Als am 3. Februar 1985 das erste Internationale Hallenleichtathletik-Meeting in der nagelneuen Europahalle stattfand, wurde eine Sportveranstaltung etabliert, die heute als INIT INDOOR MEETING zu den neun internationalen Meetings der World Athletics Indoor Tour Gold gehört. Meeting-Erfinder Siegfried König und die heutigen Meeting-Macher Alain Blondel und Martin Wacker sprechen im Interview mit Harald Linder über die Anfänge, Sternstunden und Krisen einer Veranstaltung, die mittlerweile ein Aushängeschild der Sportstadt Karlsruhe ist.

40 Jahre INIT INDOOR MEETING in Karlsruhe. Eine Erfolgsgeschichte?

Siegfried König: Ja, das kann man so sagen. Es ist das älteste Indoor Meeting in Deutschland. Dass meine damalige Idee, mit dem Meeting etwas von dem zurückzugeben, was ich selbst als Athlet an Unterstützung erfahren habe, so erfolgreich wurde, macht mich stolz. Mit Unterstützung von Herbert Bohr, dem mittlerweile leider verstorbenen Macher des Sindelfinger Meetings, konnte ich diese Idee damals verwirklichen. Und so haben wir mit einem Team begeisterter Leichtathleten am 3. Februar 1985 das erste „Internationale Hallen-Meeting (IHM)“ in der Europahalle veranstaltet. Jetzt wird es 40 Jahre alt, das ist einfach großartig.

Alain Blondel: Das Meeting wird nicht nur 40 Jahre alt. Es gehört auch zur World Athletics Indoor Tour, welche in diesem Jahr ihr zehnjähriges Jubiläum feiert. Wir haben uns damals mit den vier anderen Meetings Moskau, Stockholm, Boston und Birmingham und dem Weltverband an einen Tisch gesetzt, um ein solches Format auf den Weg zu bringen. Ein Format, das sich fest verankert im Hallenleichtathletik-Kalender jährlich wiederfindet. Mein und das Ziel des Teams war es, Karlsruhe weltweit zu repräsentieren. Heute können wir feststellen, dass uns das bislang doch sehr gut gelungen ist. Weltrekord Nummer 2 in der Geschichte des Meetings: Am 10. Februar 2008 lief die Schwedin Susanna Kallur in 7,68 Sekunden zum Weltrekord über die 60 Meter Hürden.

Martin Wacker: Dieses Event ist die internationalste Sportveranstaltung, die wir regelmäßig in Baden-Württemberg haben – das zeigt auch die Schirmherrschaft des Ministerpräsidenten. Damit punktet Karlsruhe weit über die Stadtgrenzen hinaus, die Fernsehbilder in mehr als 50 Nationen, weltweit – auf allen Kontinenten – sind bestes Stadtmarketing. Die sekundären Effekte in Sachen Kommunikation sind tatsächlich unbezahlbar – und sie platzieren uns auch auf der internationalen Weltkarte des Sports, was auf dem Weg zu den World Games 2029 ein ungemein wichtiges Signal ist.

Das Meeting ist reich an Geschichten. Was waren für euch die Highlights in diesen vielen Jahren?

König: Da gibt es so viele, dass es mir schwerfällt, einige hervorzuheben. Sicher im Weitsprung die Auftritte von Heike Drechsler, die zu dieser Zeit ja in Karlsruhe lebte und trainierte. Oder die grandiosen Läufe von Haile Gebrselassie, der viele Jahre beim Meeting dabei war. Bei seinem damaligen Weltrekordlauf 1998 über 3.000 Meter stand die Halle Kopf. Eine großartige Geschichte war auch die erstmalige Teilnahme von DDR-Athleten beim Meeting 1990. Und unvergessen 2008 bei meinem Abschied als Meeting-Chef, der Weltrekord von Susanna Kallur über die 60 Meter Hürden.

Blondel: Das ist eine schwierige Frage, ich durfte so viele wunderbare Momente genießen, das kann man wohl nicht auf eines reduzieren. Hervorheben möchte ich aber das Jahr 1998. Das war das erste Jahr, in dem ich alleine das Starterinnen- und Starterfeld zusammenstellen durfte. Und dann noch der Weltrekord von Haile Gebreselassie über 3.000 Meter zu dieser Premiere, das war schon top! Ein toller Moment war natürlich aber auch der Weltrekord von Susanna Kallur im Jahr 2008, der damals medial durch die Decke ging. Ein Bild schaue ich mir außerdem heute noch gerne an; das der Topathleten-Präsentation aus dem Jahr 2003. Mit Haile Gebreselassie, Colin Jackson, Jonathan Edwards, Wilson Kipketer und Frank Fredericks hatten wir damals die „Crème de la Crème“ der Leichtathletik-Szene zu Gast in Karlsruhe. Mein wohl größtes Highlight ist es aber Jahr für Jahr mit einem hervorragenden Team zusammenarbeiten zu dürfen und das nicht immer unter besten Bedingungen. Ich erinnere nur nochmal an den Umzug von der Europahalle in die Messe oder an die Herausforderungen 2021, als wir eines der wenigen Meetings waren, die in Zeiten von Corona unter höchsten Auflagen ein Meeting organisiert haben. Da kann man schon stolz auf die Truppe sein.

Wacker: Dass es uns gelungen ist, das Meeting vor dem Aus zu retten, als die Europahalle 2015 aus Brandschutzgründen geschlossen wurde und wir ohne Halle da standen. Ich habe noch in sehr guter Erinnerung, wie ich Alain damals noch in Zürich besucht habe. Er war dort verantwortlich für die Europameisterschaften. Bei unserem Abendessen erreichte uns die Nachricht über die sofortige Sperrung der Europahalle. Da haben wir einfach ein Glas Wein mehr getrunken und angefangen, das unmögliche zu denken. Nur so schafft man eine eigentlich Unmögliche Mission: nie zurückschauen, immer nach vorne. Was mich persönlich besonders gefreut hat, war, dass der Gemeinderat einstimmig diese Mission unterstützt hat. Umso glücklicher bin ich, dass dieser gemeinsame Beschluss jetzt genau die Früchte trägt, auf die wir immer gehofft haben: das Meeting bleibt in der Goldklasse und ist zurück in seinem Wohnzimmer. Nochmals ein Dankeschön an alle Beteiligten!

  • Indoor Meeting KA 2020-238